Vorschau!

202. Freiberger Kolloquium: Die Ilsenhöhle in Ranis im Licht moderner Forschungen

Vortrag

202. Freiberger Kolloquium: Die Ilsenhöhle in Ranis im Licht moderner Forschungen

Referent: Dr. Tim Schüler, LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE UND ARCHÄOLOGIE Weimar

Es wird über die Arbeit eines internationalen Forschungsteams berichtet, das sowohl Funde aus der neuen Grabung (2016-2022) als auch aus der alten Grabung (1934-1938) aus der Ilsenhöhle in Ranis, Thüringen, bearbeitete. Im Vordergrund stehen neue Fossilien des Homo sapiens. Diese wurden auf ein Alter von etwa 45.000 Jahren datiert und zusammen mit klingenförmigen, teilweise beidseitig („bifaziell“) bearbeiteten Steingeräten gefunden. Diese sind Leitformen des Lincombian-Ranisian-Jerzmanowician (LRJ), eines archäologischen Technokomplexes, der am Übergang vom Mittelpaläolithikum zum Jungpaläolithikum steht und damit den Wechsel von Neandertalern zu anatomisch modernen Menschen darstellt. Die neu entdeckten Homo sapiens Fossilien zeigen nun eindeutig, dass sie auch die in Ranis vorkommenden fein gearbeiteten, bifaziellen Blattspitzen gefertigt haben, die vorher oftmals den Neandertalern zugeordnet wurden. Die neuen Entdeckungen belegen somit nicht nur die frühsten Homo sapiens in Mittel- und Nordwesteuropa, sondern auch erstmals, das Homo sapiens Träger des LRJ in Europa sind. Die teilweise beidseitig retuschierten Klingenspitzen aus Ranis – eine der Typuslokalitäten des LRJ – können mit Funden aus Europa, von Mähren und dem südöstlichen Polen im Osten bis zu den Britischen Inseln im Westen, verknüpft werden. Damit wird auch gezeigt, dass Homo sapiens Nordwesteuropa einige Tausend Jahre vor dem Aussterben der Neandertaler in Südwesteuropa erreichten.

Großer Hörsaal Wernerbau, Brennhausgasse 14
Eintritt frei

Blick in den 8 Meter tiefen Schacht der Ausgrabungsstätte Grube Ranis in Thüringen
Blick in die Ausgrabung vor der Ilsenhöhle in Ranis, Thüringen. Gegraben wurde in einem 8 m tiefen Schacht, (Foto: © Marcel Weiß, License: CC-BY-ND 4.0)

Das Freiberger Kolloquium ist eine Vortragsreihe des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, des Sächsischen Staatsarchivs/Bergarchivs Freiberg, des Sächsischen Oberbergamtes, der TU Bergakademie Freiberg, des Helmholtz-Instituts für Ressourcenforschung, der terra mineralia und des Geokompetenzzentrums Freiberg e.V.

Nächste Termine

Do, 09.01.2025 19:30 Uhr

Veranstaltungen

Freitag 17 Uhr, Samstag 18 Uhr, Anmeldung erforderlich, TERMINE HIER ! Restplätze für den 21.12.24 verfügbar!

Familienführung: Nachts durchs Museum

Weihnachten/Silvester 2024

Achtung! Schließtage